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Lagebild Häusliche Gewalt 2024: Steigende Fallzahlen bei häuslicher Gewalt: Täterarbeit als Schlüssel zur nachhaltigen Prävention

Das aktuelle Lagebild Häusliche Gewalt 2024 zeigt erneut einen deutlichen Anstieg der polizeilich erfassten Fälle. Die Landesarbeitsgemeinschaft Täter*innenarbeit Häusliche Gewalt Baden-Württemberg (LAG TäHG BW) sieht darin ein klares Signal für politischen und strukturellen Handlungsbedarf. Aus Sicht der Täterarbeit ist klar: Ohne einen systematischen, flächendeckenden Ausbau passgenauer Angebote wird es keinen nachhaltigen Rückgang von Gewalt im sozialen Nahraum geben.


Die LAG TäHG BW betont, dass Täter*innenarbeit kein nachrangiges Zusatzangebot ist, sondern eine tragende Säule wirksamer Gewaltprävention. Wer Gewaltausübung langfristig verhindern will, müsse dort ansetzen, wo sie entsteht. Die steigenden Zahlen belegen, dass bestehende Interventionsmechanismen nicht ausreichen, um Wiederholungstaten konsequent zu verhindern.


Besonders kritisch bewertet die LAG die weiterhin lückenhafte Versorgungsstruktur in Baden-Württemberg. Während in einzelnen Regionen gut ausgebaute Angebote bestehen, fehlen in anderen Landesteilen verbindliche und niedrigschwellige Zugangswege zur Täterarbeit. Diese Ungleichverteilung schwächt das gesamte Schutzsystem für Betroffene.


Zentrale Voraussetzung für wirksame Täterarbeit ist aus Sicht der LAG eine verbindliche, institutionalisierte Kooperation zwischen Justiz, Polizei, Opferhilfe, Jugendhilfe und spezialisierten Täterarbeitsstellen. Nur wenn Zuweisungswege klar geregelt, Risikoanalysen systematisch genutzt und Maßnahmen abgestimmt umgesetzt werden, kann Gewalt nachhaltig reduziert werden.


Darüber hinaus fordert die LAG landeseinheitliche Qualitätsstandards sowie eine verlässliche und dauerhafte Finanzierung der Angebote. Kurzfristige Projektförderungen verhindern langfristige Wirkung, führen zu Fachkräfteabwanderung und unterbrechen notwendige Beziehungsarbeit mit gewaltausübenden Personen.


Mehr Anzeigen allein stoppen keine Gewalt. Entscheidend ist, dass Täter konsequent erreicht, in Verantwortung genommen und fachlich begleitet werden. Die Täterarbeit muss in Baden-Württemberg strukturell gestärkt, flächendeckend ausgebaut und dauerhaft finanziert werden. Nur so lässt sich Gewalt im häuslichen Kontext nachhaltig eindämmen und Opferschutz wirksam sichern.


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